IARU HST WM 2012 Beatenberg – Zwei Mal Bronze für die Schweiz
Das längste Dorf Europas
– vor der Kulisse von Eiger, Mönch und Jungrau –
beherbergte vom 15. – 21. Oktober die schnellsten Telegrafisten der Welt.
Unter dem Patronat der Swiss DX Foundation fanden die 10. Weltmeisterschaften in der high speed-Telegrafie in der Schweiz statt.
Yvonne und Andreas Tiemann, HB9ELF und HB9JOE, hatten in Beatenberg zu vernünftigen Preisen genügend grosse Lokalitäten gefunden, um den Anlass durchzuführen.
Es waren 19 Nationen vertreten, die sich in diesem Wettbewerb in verschiedenen Kategorien massen. Unser HB9LU Sektions-Mitglied Emil Bogdan Buzoianu, HB9EYN, gewann zwei Bronzemedaillen. Herzliche Gratulation! Teamsieger über alle Disziplinen wurden die Telegrafistinnen und Telegrafisten aus Belarus, gefolgt von Russland und Rumänien.
Wozu nahm während dieser Zeit ein betriebsbereiter Panzer den Platz vor dem Gemeindehaus in Beatenberg ein?
Am Samstag, 20. Oktober, waren die SDXF-Mitglieder zum jährlichen Ausflug eingeladen. Dieser nahm seinen Ausgangpunkt in Beatenberg/Niederhornbahn. Ein unauffälliger Waldweg führt von dort direkt vor den Eingang der Artilleriefestung Waldbrand. Wenn man in die Ferienregion Beatenberg fährt, würde man nicht meinen, dass dies einmal die nordwestliche Grenze des Reduits gewesen ist. Die Festung Waldbrand ist eine in die Felsen gehauene militärische Anlage von gigantischem Ausmass. Militärtruppen bauten die Festung Anfang der 1940er-Jahre. Mit acht mobilen 10,5 cm Geschützen hatte das Werk ein grosses Feuerpotential. Die Anlage bot Schutz für bis 650 Mann. 90 Tage hätten die Armeeangehörigen völlig autonom dort leben können. Die Artilleriefestung wurde kontinuierlich ausgebaut und war bis spät in die 90er-Jahre wichtiger Bestandteil des Réduit-Systems der Schweizer Armee. Der letzte WK fand 1995 statt. Mit der Umsetzung der Armee 95 wurde das gewaltige Festungswerk desarmiert und am 31. 12. 1998 ausser Dienst gestellt. Was nun? Rückbauen? Alles verschrotten?
Philipp Studer, Fürsprecher, Initiant und Sammler von Armeematerial gelang es nach vielen zeitraubenden Verhandlungen, dieses Artilleriewerk zu kaufen. Zu welchem Preis verrät er nicht. Als der Bund, bezw. Samuel Schmied 250 SE-Funkgeräte samt Zubehör ins Ausland verkaufen wollte, rettete , bezw. erwarb Philipp Studer sie ebenfalls umgehend.
Man kann die Festung heute in einer Führung besichtigen. Vieles ist in der Festung Waldbrand so enthalten, wie es die WK-Soldaten zu ihrer Zeit vorfanden.
Philipp Studer entpuppt sich quasi als wandelndes Armeelexikon. Er verfügt über ein enormes Wissen über die Armee und die Festung. Sei en es die Panzer, Kanonen, Funkgeräte, Jeeps, Gewehre – er weiss alles über die technischen und historischen Fakten. Mit Leib und Seele und bisweilen mit einmalig trockenem, unterhaltendem Humor stellt Philipp Studer sein Festungsmuseum vor.
Auch Schlösser hatten früher ursprünglich einen militärischen Zweck. Heute sind sie ein kulturelles Gut. In 100 Jahren werden es die Festungen ebenfalls sein.
Text Christine, HB9BQW – Fotos Rene, HB9BQI