15th IARU Telegrafie High Speed-Championship 2018 in Astana/Kasakhstan

Eine Silber–und eine Bronzemedaille für die Schweiz

Eingeladen zum diesjährigen Wettbewerb hatte der KFRR, Kasakhstan Federation of Radiosports and Radioamateur. Ebenso wie die Telegrafisten wurden Familienmitglieder und Supporter herzlich willkommen geheissen im grössten Binnenland der Erde.

Am frühen Samstagmorgen traf der letzte Schweizer Teilnehmer nach einem Nachtflug im Hotel IBIS in Astana ein.

Folgende OM und XYL’s gehörten zur Schweizer Delegation: Walter HB9AGA, Christoph HB9AJP, René HB9BQI, Christine HB9BQW, Fritz HB9CSA, Markus HB9HVG, Vroni HB9HVW, Fulvio HB9DGH.

Diejenigen, die zur Anklimatisierung bereits zwei Tage früher angereist waren, besuchten auf langen Märschen durch die grosszügig gebaute Stadt Astana (900’000 Einwohner) die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Beeindruckende Bauten wurden in dieser neuen Hauptstadt in den letzten 20 Jahren errichtet, mit grossen Pärken dazwischen. 2017 fand in Astana die Weltausstellung zum Thema «Future Energie» statt. Astana hiess zwischen 1830 und 1998 Akmolinsk, Zelinograd und Aqmola.

Als Europäer, die auffielen, fühlten wir uns sehr wohl in dieser Stadt. Man begegnete uns überall wohlwollend. Junge Leute sprachen uns an und freuten sich, ihr Englisch anwenden zu können.

Im Zimmer richteten wir uns so ein, dass vor den Wettbewerben trainiert werden konnte. In Ermangelung eines zweiten Stuhles und einer weiteren Ablagefläche diente die Kofferablage als Sitz und der mobile Kühlschrank als Tisch. Es war aber auch ein Übungsraum mit Pulten zur Verfügung gestellt worden.

Am Samstagabend, 22. August, fand im Theatersaal einer nahen Naturwissenschaft-Schule die Eröffnungsfeier statt: Tanzvorführung, Einmarsch je eines Vertreters/einer Vertreterin der teilnehmenden Nationen, kurze Begrüssungsreden, kasachische Nationalhymne, Gesangsvorführung.

Am Sonntag begannen die Wettbewerbe. Nervosität machte sich breit. An je einem Halbtag des zwei Tage dauernden Wettbewerbs wird eine Disziplin absolviert. Einteilung und Zeit stehen auf Listen. Das Receiving ( letters, figures, mixed) dauert z.B. über drei Stunden. Bis alle mit einem Computerprogramm die gewählten zehn (so viele sind erlaubt, sofern man will) Geschwindigkeiten absolviert und dann im Computer die Fünfergruppen eingetragen haben, dauert es seine Zeit. Drei Versuche können abgegeben werden, der beste wird bewertet. Fünf Fehler sind zugelassen. Oleg Ostrowski EW8NW (senior males) aus Belarus nahm im Receiving in letters eine speed von 260, bei figures 290, mixed 110 auf. Als Vergleich: Stanislav Stakhanov, UN7CAD, hatte 110/110/50 als letzter in der Kategorie.
Das Transmitting, das man einzeln vor einer Jury absolviert, umfasst ebenso letters, figures und mixed je eine Minute. Hanna Shavialenka, EW8NK, tastet letters mit 225, figures mit 220 und mixed mit 190. Eine Minute geben oder aufnehmen – das hat’s in sich. Im Morserunner erreichte obiger Oleg 4268 Punkte. Das beste Rufz-Resultat waren 272’837 Punkte bei einer speed von 943.
An grossen Bildschirmen konnten laufend die Resultate der einzelnen Kategorien, die Teamwertung und die evtl. Weltrekorde verfolgt werden. Das Sekretariat arbeitete professionell. Infrastruktur und Organisation waren einwandfrei.

Die Mongolen und die Deutschen hatten teilnehmermässig aufgerüstet, sodass sie dieses Jahr in der Teamwertung vor den Schweizern sind. Frankreich und Italien fehlten, dafür waren erstmals Dänemark und Kuweit dabei.

Welche Schweizer Telegrafie-Genies haben den Mut, das nächste Mal in Bukarest/Rumänien an der EM ( Mai 2019) oder an der WM in Albena/Bulgarien ( September 2019) mitzumachen?

Die Schlussfeier mit Awarding fand am Montag, 28. August, wieder im Theatersaal der nahen Schule statt. Die drei ersten Gewinner/Gewinnerinnen jeder Kategorie erhielten die Gold-, Silber- oder Bronzemedaille.
Freude herrscht! Fulvio, HB9DHG, durfte die Silbermedaille im Morserunner entgegennehmen. Fritz, HB9CSA, schaffte die Bronzemedaille im Transmitting Test. Team-Sieger über alles wurde Belarus, gefolgt von Russland, Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Mongolei, Deutschland, Schweiz (8.Rang), Kasakhstan, USA, Moldavien, Slovenien, Dänemark, Kuweit.
Leider brachten wir nicht die Leistungen, die wir vom Training her erwartet hätten. Aber von den weissrussischen Gewinnern lassen wir uns nicht entmutigen. Es geht mit erhöhten Zielen mit viel Elan und Freude wieder an das Trainieren.

Jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin erhielt als Geschenk vom KFRR eine vergoldete Medaille, welche auf der einen Seite vier Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigt und auf der anderen die Inschrift mit der Championship.
Das weitere fröhliche Zusammensein im Hotel bei Apero und Snacks dauerte bei einigen dann bis in den frühen Morgen. Bei dieser Gelegenheit werden jeweils auch kleine Geschenke ausgetauscht.

Am letzten Tag war der traditionelle Ausflug angesagt. Mit einem Reisebus fuhren wir ca. 20 km ausserhalb der Stadt zu einem ehemaligen Frauen-Gulag. Mehr als 20’000 Frauen waren unter Stalin im «Akmolinsker Lager für Frauen von Heimatverrätern» «Alzhir» zwischen 1937 und 1956 inhaftiert. In einer Führung erfuhren wir vom Schicksal kasachischer Frauen und Kinder, die hier im Winter bei bis minus 50 Grad leben mussten. In «Alzhir» waren bis 8’000 Frauen gleichzeitig interniert, aus allen Teilen der Sowjetunion. Aus Leningrad oder Moskau ebenso wie aus Georgien oder Usbekistan.
Heute ist der Slogan des Staates: Freiheit, Wohlstand, Kraft und Entwicklung, symbolisiert vom mythologischen Vogel Samruk. Der Präsident Nursultan Nasarbajew will sein unabhängiges Land noch mehr öffnen. Er fördert die Dreisprachigkeit ( kasachisch, russisch, englisch) und er machte das Land atomwaffenfrei. – Am Nachmittag führte der Bus die Interessierten in der Stadt zu ihrem Wahrzeichen, dem Bayterek-Turm, zum Kulturzentrum des Präsidenten und zum Einkaufszentrum Khan Shatyr.

Am Mittwoch, 29. August, brachte uns die komfortable Air Astana in sechs Stunden wieder nach Frankfurt, dort ging’s mit der Swiss nach Zürich weiter.

Wir konnten spannende und positive Erfahrungen machen in einem für Europäer eher unbekannten Land. Aber unbedeutend ist es nicht.

Bericht: Christine HB9BQW
Fotos: René HB9BQI