Tapetenwechsel für draussen: POTA
Gute Gewohnheiten sind unsere treuen Begleiter. Sie bringen Stabilität und Freude in den Alltag. Summits on the Air ist seit bald 8 Jahren meine gute Gewohnheit. SOTA bringt mich nach draussen und verbindet mich mit schönen Gegenden und interessanten Leuten. Zum Kopflüften ist es ideal.
Dennoch: auch gute Gewohnheiten dürfen hinterfragt werden. Hobbyfreunde erwähnen immer häufiger POTA – Parks on the Air. Was hat es damit auf sich? Was Neues für mich?
Wohl eher eine Ergänzung. Einige SOTA-Freunde hatten ihre Aktivitäten zusätzlich bei POTA gespottet. Das bringe weitere Kundschaft. Für die SOTA 10-m-Challenge im letzten Jahr ein wichtiger Punkt, um zusätzliche Multiplikatoren zu erhalten.
Ich möchte hier über einige persönliche Erfahrungen als POTA-Einsteiger berichten, der immer auch SOTA im Hinterkopf hat. Dieser Bericht ist daher keine Einführung in POTA und bringt da und dort auch meine Meinung zum Ausdruck, gerne subtil und humorvoll, aber doch hörbar.
Auch Beliebtes hat seinen Stallgeruch
POTA wurde 2017 eingeführt und hat sich zum beliebtesten Park-Aktivierungsprogramm entwickelt. Entstanden ist es in Amerika aus einer grossen Draussenfunken-Aktion. Entsprechend stammen 80% der weltweit hundert aktivsten Teilnehmenden aus den USA. Dem schon länger etablierten Programm «World Wide Flora and Fauna» (WWFF mit dem Motto «Make Nature your Shack») hat POTA mühelos und rasch den Rang abgelaufen, das ist auch hierzulande so, wenngleich HBFF ein reichhaltiges und gut dokumentiertes Programm bietet, das liebevoll betreut wird.
Das hat auch damit zu tun, dass POTA viel einfacher ist und – oft gehört – «simply fun». Videos von Lagerfeuern, Funken vom Parkplatz und einfachere Regeln sowie nur wenige benötigte QSOs aus einem Gebiet stützen diese Meinung. Wer um verbleibende Mühseligkeiten von POTA einen weiten Bogen macht, hat seinen Fun fast auf sicher. Die Lektüre der Rules lohnt sich aber auch bei POTA, damit man nichts falsch macht. Ich habe nichts Schwieriges oder Anstrengendes bemerkt, jedoch gibt es auch bei POTA eigenwillige Bestimmungen, gerade im Code of Conduct.
Wie SOTA bietet auch POTA mittlerweile eine Upload-Facility mit Selfservice, um die Logfiles als Verbindungsnachweis auf den POTA-Server zu laden. Verarbeitete Files mit inhaltlichen Fehlern kann man aber nicht selber löschen. Man muss sich dafür an den Helpdesk wenden. ADIF-Files sind Standard. Da vergleichsweise wenige und allgemeinübliche Detailangaben pro QSO benötigt werden, können diverse Logging-Programme benützt werden. Fehlt in der Log-Datei ein Detail, wird es vom Interface beim Upload abgefragt. Wichtig ist, dass Aktivierer alle ihre Logs hochladen, auch bei weniger als den 10 benötigten QSOs. Bei POTA erhalten die Hunter ihre Credits nur aufgrund der Uploads der Aktivierer.
POTA erlaubt den Upload früherer Aktivitäten, der Wortlaut in den Regeln ist sogar sehr wohlwollend. Zeitlich gibt es dazu keine Limite. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber warum nicht? Ich habe in der Folge mit Hilfe der Google-Suchmaschine herausgefunden, dass die älteste eingelesene Aktivität von 1989 stammt.
Hilfe! Wo ist mein Park?
Anstrengend ist die Ermittlung der genauen Lage des Parks. Hier macht es sich POTA sehr einfach. Auf der Karte der POTA-Website findet man keine Umrisse, bloss einen Punkt pro Park, der wohl die Mitte eines Gebiets andeutet. Wo die genauen Grenzen liegen, muss man selber herausfinden, denn man sollte ja innerhalb dieser Grenzen funken. Je nach Land gibt es unterschiedliche Ansätze, das zu erschliessen. In einigen Ländern verlinkt die Beschreibung der Parks zu den nationalen Geo-Servern, wo man sich die Umrisse anzeigen lassen kann. Wo solche Links fehlen oder nur Broschüren für Touristen gezeigt werden, wird es mühsam.
POTA stützt sich strikte auf Parkgebiete der obersten zwei Regierungsebenen eines Landes. Das sind bei uns die Eidgenossenschaft auf Level 1 und die Kantone auf Level 2. Entsprechend muss man für den Upload genau wissen, in welchem Kanton man aktiviert. So gibt es 26 Regionen von CH-AG bis CH-ZH. Das Luftbild vom Säntis, wo drei Kantone zusammenkommen, habe ich wohl noch nie so genau und mit starkem Zoom angeschaut!
Zentral: gutes Kartenmaterial
In dieser Hinsicht sind wir in HB9 mit Hilfe aus DL super aufgestellt. Heinz, DK5UR, hat sich die Mühe gemacht, die Umrisse der Gebiete und die Tracks der Trails in eine eigene Online-Karte für Mitteleuropa einzulesen. DL, HB9, HBØ und OE sind enthalten. Heinz hat sogar die Standorte der SOTA-Summits dazu genommen. Somit haben Funkamateure, die an SOTA und POTA teilnehmen wollen, buchstäblich gute Karten – da brauche ich nicht mehr. Ich nannte diese Karte rasch liebevoll «Heinz-Karte».
Solange Heinz alle Daten vollständig und richtig absaugen, einbinden und darstellen kann, ist alles paletti. Das Menü oben rechts übersieht man fast. Man kann sich auch nur einzelne Gebiete oder Referenzen anzeigen lassen. Mit einem besonderen Aufruf der Karte mit Rufzeichen werden sogar die bereits gearbeiteten Gebiete grün dargestellt. Leider nur für wenige Länder, aber HB9 ist dabei!
POTA am SOTA-Summit: eine interessante Erweiterung
Mich interessierte natürlich, ob sich auf SOTA-Summits auch POTA-Parks aktivieren lassen. Good News: das ist vielerorts möglich! Dabei muss man allerdings aufpassen. Für SOTA muss man innerhalb der Aktivierungszone sein und für POTA innerhalb der Parkgrenzen. Bei POTA-Trails darf man höchstens 100 Fuss oder etwa 30 Meter vom Themenweg entfernt sein. Häufig überlappen sich die Aktivierungszone und die Parkgrenzen leider nur teilweise. Die Heinz-Karte ist dann aktuell das beste Mittel, um zu ermitteln, wo man sich platzieren sollte, um für beide Programme gültig zu aktivieren. Es gibt keine Übersetzungstabellen, die ebenso rasch, eindeutig und richtig Auskunft geben würden.
Schön für mich: auf meinen beiden SOTA-Home-Hills Sonnenberg, HB/LU-028, und Bireggwald, HB/LU-029, befinden sich ebenfalls POTA-Referenzen. Am Sonnenberg ist es der «Alpine Panorama National Scenic Trail» (CH-0218) und am Bireggwald das Gebiet «Vierwaldstättersee mit Kernwald, Bürgenstock und Rigi (Teilraum 5) Natural Monument» (CH-0169). Die SOTA-Aktivierungszonen werden für HB9 und OE auf der Online-Karte von SOTLAS angezeigt. Wie sich die Gebiete überlappen, sieht man sofort, wenn man die beiden Karten nebeneinanderstellt.
Im Ausland sind je nach politischen Verhältnissen unterschiedliche Regierungsstellen für Parks zuständig, manchmal gibt es den gleichen Park mit minimen Nuancen mehrfach, was wohl auch mit unterschiedlichen Fördergeldern zu tun hat. Es gibt zwar Regeln von POTA, was ein Park sein soll, aber es kommt oft vor, dass sich mehrere POTA-Referenzen überlappen. Während man bei WWFF nur den innersten Park aktivieren darf, kann man bei POTA alle gleichzeitig bedienen. Eine Aktivierung von zwei Parks wird «2-fer» genannt. In den mit einem gewissen Wildwuchs gesegneten Vogesen habe ich einen SOTA-Summit ausgemacht, der in acht verschiedenen Parks liegt – ein 8-fer also. Bis diese alle nur aufgezählt sind, wenn jemand am Funk danach fragt! So wird man zum bunten Vogel.
Ab ins Gelände zum Testen!
Genug Wissen, um für einen Feldversuch nach draussen zu gehen. Meine «Stunde Null» hat bereits letzten Herbst stattgefunden. Der SOTA-Summit Oberholz, HB/FR-047, ein simpler und mit Tisch und Bank ausgerüsteter Einpunkte-Berg oberhalb von Plaffeien im Kanton Freiburg, bot sich für einen technisch orientierten Versuch an. Der Summit liegt am Rand des «Gantrisch Nature Parks», POTA CH-0010, und ist für mich auch mit dem öV gut zu erreichen.
Alles funktionierte wie erwartet, keine Überraschungen. Man muss einfach neben den SOTA-Spots auch POTA-Spots absetzen, sonst wird man auch bei POTA nicht gefunden. Man wird auch ab und zu aus anderen Parks mit «Park to Park» angerufen. Wie bei SOTA für «Summit to Summit» wird auch hier die Partner-Referenz notiert. Man sollte vorbereitet sein, wenn jemand als 2-fer zwei Referenzen meldet. Der Operator ruft «CQ SOTA and POTA», und gerade auf 20 m melden sich dann viele neue Funkpartner. Es lief und gab warm, und ich fuhr trotz des kalten Windes zufrieden nach Hause. Das ADIF-Log wird unter der Parkreferenz CH-0010 mit Angabe der Region CH-FR raufgeladen und ist nach kurzer Zeit für den Aktivierer und die Hunter sichtbar.
Praxis-Test 1: Bireggwald, SOTA HB/LU-029 und POTA CH-0169
Anfangs April 2025 habe ich auch eine neue Outdoor-Logging-Software getestet. Dafür wollte ich die erwähnten zwei Home-Hills von Luzern bedienen sowie mit Bruno, HB9CBR, für eine «joint activation» auf den Belpberg. Das sollte der Industrietest werden – einerseits für mich und meine Knie nach verschiedenen medizinischen Störungen, andererseits auch für die Aktvierung eines 2-fers auf dem bei SOTA noch offenen Aussichtspunkt Chutze mitten im Aaretal. Am Rande der SOTA-Aktivierungszone können gleichzeitig ein POTA-Park und ein POTA-Trail befunkt werden.
Das Vorgehen war klar. Nun also mal raus für den ersten Field Test zum Bireggwald. Der ist mit Buslinie 7 und einem Waldspaziergang von gut 20 Minuten aus der Stadt recht einfach zu erreichen. Der Blick auf die Heinz-Karte und in den SOTLAS zeigt mir, wo sich SOTA-Aktivierungszone und POTA-Park überlappen. Dieser gemeinsame Bereich muss nun lokal begutachtet werden, wie gut er sich tatsächlich für Funkbetreib eignet.

Am Bireggwald ist der gemeinsame Bereich eine grosse Wiese mit ein paar Obstbäumen. Bauern mögen es nicht, wenn ihre Wiesen zertrampelt werden, so blieb die Frage, wo ich mein Zeugs aufstellen sollte, so dass sich alles noch gültig innerhalb der Aktvierungszonen befand. Ein erster Blick auf das verfügbare Kartenmaterial ordnet etwas ein. Bei uns in HB9 stehen auch die Detailansichten von Swisstopo für genauere Einschätzungen bereit.

Das Luftbild zeigt die Verhältnisse vor Ort. Warum beim gemeinsamen Bereich (weiss umrandet) ein Dreieck am linken Rand der Wiese nicht zum Schutzgebiet gehört, weiss niemand. Grundstückgrenzen sind das eine, natürliche Gliederungen vor Ort wie ein Graben oder eine Hecke das andere. Gerade im Ausland werden aber Gebiete oft recht rudimentär kartografiert und folgen so nicht immer genau den tatsächlichen Gebietsgrenzen, so dass auch etwas Augenmass bei der Beurteilung der Parkgrenzen gefordert ist. Bei SOTA ist die Ausgangslage viel klarer – der Summit ist eindeutig bestimmbar und schon seit Ewigkeiten an der gleichen Stelle, hi. Die SOTA-Aktivierungszonen (für HB9, HBØ und OE im SOTLAS einzusehen) sind maschinell und metergenau berechnet, so dass man auch diese als gegeben betrachten sollte.
Es darf davon ausgegangen werden, dass beim Gipfelpunkt des Bireggwalds der Wanderweg die Begrenzung des POTA-Parks ist. Somit dürfte dort der geeignete Bereich (gelb umrandet) zwischen dem Wanderweg und dem Beginn der Wiese liegen. Der Besuch vor Ort wird zeigen, wie es tatsächlich ist und was sich machen lässt.
Ein zauberhafter Blick vom Wanderweg östlich des Gipfelpunkts über die grosse Wiese des POTA-Gebiets auf den Vierwaldstättersee mit der Rigi links, dem Bürgenstock in der Mitte und den noch tief verschneiten Alpen dahinter. Hier gibt es keine Befestigungsmöglichkeiten für die Antenne, damit diese noch im Park-Gelände liegt. Auch sollte die Wiese nicht zertrampelt werden.
Etwas weiter westlich befindet sich der geeignete Bereich (auf der Karte gelb markiert). Dort wird die grosse Wiese tatsächlich bereits als Kuhweide genutzt. Meine Freundinnen haben mich rasch bemerkt, und ich bin für ein paar Augenblicke die Attraktion des Tages. Zum Glück ist der Kuhzwick dazwischen, sonst müsste man mit allem rechnen, bis hin zum Auffressen der Antenne. Funktechnisch ist der Standort nicht ideal zum Aufstellen der grossen Drahtantenne, auch wegen der Störungen durch die elektrischen Impulse. Nun, on verra.
Das war letztlich mein Platz zum Aktivieren in der linken Ecke des geeigneten Bereichs. Den 10-m-Mast habe ich an die erste Tanne angelehnt. Den vorderen Teil der der Endfed habe ich über den Kuhzwick-Halter zum Sitzplatz geführt. Das war ebenfalls suboptimal, wegen der Nähe zum Draht mit seinen Störungen und dem Knick im Draht. Also was für sparsame Leute, und da sollten auch meine Trittspuren im Gras nicht gross stören.
Den hinteren Teil des Drahtes machte ich an einer der Tannen rechts des Weges an, inklusive zwei Knicke der Drahtrichtung. So würde ich mit dem Equipment innerhalb der Parkgrenze bleiben. Nichts Schönes, auch nicht zum Sitzen. Da würde ich wohl nur einmal funken – für diesen Test. Doch wie hatte mir Hans-Peter, HB9BXE, schon oft gesagt: «Es funktioniert meist besser als gedacht. Die minimen Unterschiede wegen solcher Unzulänglichkeiten merkt man auf der Gegenseite gar nicht.»
So war es denn auch. Später Nachmittag, Vorabend-Bedingungen. Das 40-m-Band lief sehr gut, wohl auch wegen der Parallel-Spots bei SOTA und POTA. Auch auf 60 m funk(tionier)te es – S57ILF aus Slowenien war laut, und ich bei ihm auch. 20 m war überraschend verhalten. Der Kuhzwick war zum Glück nur sehr leise hörbar. 35 Verbindungen insgesamt in alle Himmelsrichtungen, darunter 2x Summit-to-Summit und 3x Park-to-Park. Das ist repräsentativ – Versuch Nr. 1 ist gelungen. Immer wieder auch ein Test des Equipments, dass alles nach über 750 Einsätzen immer noch ordentlich läuft. Das umfasst den KX2 mit 10 Watt und Jahrgang 2016, 20 m Draht als Endfed, den 10-m-Mast DXwire «mini», den Koppler 1:64 und auch den Operator, hi. Der hat weitere 50 Windungen auf der Spule!
Praxis-Test 2: Sonnenberg, SOTA HB/LU-028 und POTA CH-0218
Am Sonnenberg war die POTA-Ausgangslage für den Test Nr. 2 recht einfach. Der POTA-Trail, die blaue Linie auf der Heinz-Karte, führt mitten durch die SOTA-Aktivierungszone. Diese beginnt westlich der Chrüzhöchi auf Höhe der Jagdhütte. Ich dürfte mich höchstens 30 m Luftlinie vom Weg zur Seite entfernen.

Mit Blick auf den Fahrplan der Nostalgiebahn wollte ich lieber direkt nach dem Eintritt in die SOTA-Aktivierungszone aufbauen (rotes X). Der eigentliche Summit des Sonnenbergs liegt fast einen Kilometer weiter westwärts.
Blick auf die schöne Lärchen-Allee westlich der Chrüzhöchi mit der Jagdhütte rechts. Ein ganz schöner Ort auf dem Sonnenberg zu jeder Jahreszeit.
Beim Baum rechts beginnt die Aktivierungszone. Der Weg vorne ist der POTA-Trail. Somit alles im grünen Bereich! Gleiches Equipment wie am Vortag am Bireggwald, gleiche Tageszeit. Auch die Ausbeute ist ähnlich: 39 Kontakte in 52 Minuten, 3 Summit-to-Summit-QSOs für SOTA und 2 Park-to-Park-Verbindungen für POTA, darunter auch ein 2-fer, also eine Verbindung zu einem OM mit 2 POTA-Referenzen. Danach ab zur Sonnenbergbahn – 20 Minuten für Abräumen und Fussmarsch ist knapp.
Aber es hat gereicht. Immer wieder ein wunderbares Stück Entschleunigung zurück auf dem Weg in den Alltag im Tal! Auch wenn sie unterwegs ächzt und kracht: die Bahn ist im Schuss. Einzelfahrt CHF 8 (2025), keine Vergünstigungen, kein Tarifverbund. Blick über Kriens und Horw, dahinter der Vierwaldstättersee mit der Bucht von Stansstad, am Horizont die Schneealpen. Alles Pluspunkte fürs Draussenfunken!
Praxis-Test 3: Chutze am Belpberg, SOTA HB/BE-160 und POTA CH-0010 + CH-0218
Der Belpberg liegt wie ein Schiff im Aaretal zwischen Bern und Thun und trennt das Gürbetal vom Aaretal. Der SOTA-Summit Chutze bietet einen zauberhaften Blick auf die berühmtesten Berge im Berner Oberland.
Für die Ermittlung der Parkgrenzen des POTA-Gebiets «Gantrisch Nature Park» wird man auf der POTA-Website auf die Website des Naturparks verwiesen. Es besteht kein Link zum Geo-Server des Bundes, nur ein gezeichneter, sehr allgemeiner Plan. Aufgrund der Darstellung der Gemeinden Toffen und Belp darf man davon ausgehen, dass auch der Belpberg für dieses POTA-Gebiet zählt.
Gut, gibt es da die Heinz-Karte! Damit ist das Verifizieren der relevanten Punkte im Nu erledigt. Der rosa Hintergrund ist der Naturpark Gantrisch, CH-0010, die blaue Linie der «Alpine Panorama National Scenic Trail», CH-0218. Der Abgleich mit der SOTA-Aktivierungszone für den Chutze, HB/BE-160, zeigt, dass mit Standort beim roten «X» alle drei Referenzen gültig aktiviert werden können. Mein erster «2-fer» als POTA-Aktivierer!
Gereist war ich mit Bruno, HB9CBR. Bruno ist einer unserer treusten und ausdauerndsten SOTA-Aktivierer, der auch gerne Flora-Fauna-Gebiete (WWFF) aktiviert. Wir trafen uns im Bahnhof Bern und wanderten aus Westen von Toffen im Gürbetal auf den Belpberg (3.63 km Strecke, 340 Höhenmeter, Wanderzeit eine gute Stunde). Nach den beiden einfachen Home-Hills der Vortage war dies die erste grössere Wanderung nach einer krankheitsbedingten Pause. Ich überliess Bruno den Platz direkt am Summit und freute mich über den Schatten eines grossen Baumes, der mich vor der prallen Sonne etwas schützte.
Für den 2-fer spottet man sich auf POTA mit dem Haupt-Park CH-0010 und gibt in den Comments an, dass man einen 2-fer mit der weiteren Referenz CH-0218 aktiviert.
Der Chutze ist ein prächtiger Aussichtspunkt, gut gelegen, bei Bedarf mit dem Auto direkt erreichbar, inklusive Restaurant, das nun wieder regelmässig geöffnet ist. Der POTA-Trail «Alpine Panorama National Scenic Trail» führt nicht grundlos über den Belpberg. Wir genehmigten uns nach dem Zusammenpacken ein Bier und einen Kaffee und wanderten dann recht gemütlich und über die Bohlentreppen mit der nötigen Vorsicht wieder ins Tal nach Toffen. Am anderen Tag dann keine Reklamationen der Knie, also war auch dieser Industrietest bestanden. Das gibt Raum für mehr. Schön, hat man anfangs April noch die ganze warme Jahreszeit vor sich!
Mit HB9CBR kann man sich Zeit zum Funken nehmen, man bringt ihn häufig kaum weg vom Summit. Nach drei Stunden (!) hatte ich genug gefunkt, Zeit für einen Besuch bei Bruno und für eine letzte Runde Verbindungen auf 2 m FM ganz oben an der höchsten Stelle. Mein Test Nr. 3 mit der neuen Logging-Software für SOTA und POTA war ebenfalls erfolgreich. Das Aktivieren als 2-fer funktionierte, ebenso ein Park-to-Park-QSO mit einem anderen 2-fer oder auch das QSO mit Fritz, HB9CYX, der auf dem Napf sass und dort mit SOTA-Summit und POTA-Park ebenfalls mehrere Referenzen vergab. Alles wurde richtig in die passenden ADIF-Files abgespitzt, die ich zu Hause bei SOTA und POTA raufladen konnte. Mehr dazu ein einem eigenen Beitrag.
Mehrfach-Referenzen bringen mehr Administration mit sich, da war ich froh zu sehen, dass das Logbuch alles richtig zuordnen und festhalten konnte. Ein im Logger eingebauter Portable-Cluster zeigt mögliche QSO-Partner auf Summits und in Parks an – meist um 20 Bergfunker und 60 Park-Funker. Das verleitet dazu, zwischen den eigenen QSO-Runden auch übers Band zu drehen, wen man aufnehmen kann. Bei guten Bedingungen macht der Kontakt mit den anderen Draussenfunkern besonderen Spass. Highlight war ein Park-to-Park-Kontakt mit einem POTA-Park auf Malta. Nun ja, auf 20 m auch in SSB eigentlich keine besondere Schwierigkeit!
Worauf gebaut?
Was nun – SOTA oder POTA? Oder beides? Wenn es Ausweichen oder Flucht vor dem Alltag ist, dann begegne ich nachher nur wieder allen Unzulänglichkeiten und Problemen, die ja vorher schon da waren. Wenn es eine Ergänzung zum Alltag ist, die mir mit neuem Wind den Kopf lüftet, habe ich vielleicht eine neue Sicht auf die alten Sorgen, zumindest aber ein paar Freudenmomente erlebt, falls ich sie zulasse. Letztlich wölbt sich über allem der mir vertraute Himmel.
Die Essenz von SOTA ist es, angehäuftem Gestein mit dem Summit eine Bedeutung zu geben. Bei POTA gibt man die Bedeutung einem Umriss auf der Landkarte, was viel allgemeiner ist und weniger Identität stiftet. Beides lebt von den Definitionen und Regeln des Programms und der Bewegung, um die Aktivierungszone, das Park-Gebiet oder den Trail zu erreichen. Beides lebt aber auch davon, dass dies andere ebenfalls tun, was nur schon daraus ein bisschen Gruppengefühl vermitteln kann.
Letztlich geht es um das Schaffen von Erlebnissen, die man im Fotoalbum des Lebens einkleben kann, und um eine gute Art von Neugierde. Was das genau ist und wieviel, ist sekundär. Das entscheidet sich aufgrund der eigenen Möglichkeiten, und Etwas ist hier immer noch besser als Nichts. Chasen von zu Hause ist ja auch eine Möglichkeit, wenn einen die Beine nicht mehr gut nach draussen tragen. Das geht im Kleinen sogar mit dem 2-m-Handfunkgerät. Wichtig ist es, die Perspektiven zu sehen, die uns unser Hobby mit seinen tausend Spielarten gibt!
Mein eigener Schwerpunkt dürfte auch künftig bei SOTA liegen, mit POTA als Erweiterung dazu.
Vy 73 de Markus, HB9DIZ
POTA und SOTA zum Nachforschen:
- Website des POTA-Programms: https://pota.app/ – für vollständige Nutzung wird ein Login benötigt.
- «Heinz-Karte» mit den POTA-Gebieten und SOTA-Summits für DL, HB9, HBØ und OE: https://pota-map.info/
- Website des SOTA-Programms: https://www.sota.org.uk/ – für vollständige Nutzung wird ein Login benötigt.
- SOTLAS, der SOTA-Atlas: https://sotl.as/ – vollständige Nutzung mit dem SOTA-Login.
- Community «Draussenfunker» – Berichte und Einblicke von POTA-Funkern aus Deutschland: https://draussenfunker.de/
Dazu noch App-Empfehlungen fürs eigene Mobilfunkgerät:
- Welche Berge sieht man denn da? Peakfinder.
- Wo bin ich denn, und wie lange habe ich für meine Wanderung: MapOut (nur iPhone). Landeskarten: Swisstopo.
- Welche Blumen sieht man denn da? Flora Incognita.
- Welche Vögel hört man denn da? Merlin.