Ein Winterträumli auf der Rigi

Das Wetter der letzten Tage kann man kaum schönreden. Wer Sonne und Kopflüften brauchte, wurde enttäuscht. Ein toller Winter-Ausflug vor dem HB9LU-Nüsslibankett wäre doch was!

Auch das schlechteste Wetter bessert mal. Die Wetterprognose nannte den heutigen Freitag einen Übergangstag. Das liess doch einiges erhoffen. Sicher ein guter Rahmen für eine SOTA-Tour auf die Rigi, mit Besuchen auf den Summits Kulm und Dossen. Im Bahnhof Arth–Goldau war die Schneegrenze gut zu erkennen. Frisch verschneit, wie angezuckert. Der Kulm sollte da gut möglich sein, Dossen würde man sehen.

Die Freitagsausflügler trauten der Sache aber noch nicht so recht. Kaum Publikum im blauen Rigi-Bähnli. Blau auch immer wieder der Himmel, der mehr und mehr die Wolkendecke auflockerte. Einzelne Sonnenstrahlen versprachen eine schöne Winterstimmung. Am Kulm war alle Publikumseinrichtungen geschlossen. Kurz vor zehn Uhr kaum Leute. Mit Halbschuhen war da nichts zu wollen. Auch für einen Winterspaziergang brauchte man solidere Ausrüstung.

Der Weg zum Summit war mit der Pistenmaschine gewalzt. Nur zwei, drei Spuren waren im Schnee zu sehen. Ich war alleine unterwegs. Ganz ungewohnt diese Abgeschiedenheit. Wunderschöne Ausblicke in jede Richtung. Der beste Platz für eine SOTA-Aktivierung, das VZ-Bänkli, war noch eingeschneit.

Stille am Summit – laute Signale auf Kurzwelle

Die üblichen Gerätschaften hatte ich schnell aufgebaut. Einschränkend waren nur Schnee und Kälte. Der häufige Wind auf dem Kulm war nicht zu spüren. Auch gut, Operateur und Antenne schätzen das. Was braucht es für den SOTA-Betrieb? Einen KX2 mit 10 Watt Ausgangsleistung, eine Endfed mit 20 m Draht und einem 1:64-Koppler, einen Ausziehmast, ein Mikrofon und Kopfhörer. Dazu noch ein Handy für Sotawatch zum Spotten und Nachsehen anderer Aktivierungen, ein kleines Android-Tablet mit VK port-a-log fürs SOTA-Log, zwei Sitzpolster und einen Operateur.

Die Funkbedingungen für Europaverkehr waren gut: 20 und 40 Meter kamen mit starken Signalen, teilweise brüllend laut. Kundschaft aus Nah und Fern gab sich in rascher Folge das Mikrofon in die Hand. Viele bekannte Rufzeichen, auch einige neue. VK port-a-log liefert jeweils die Vornamen, so dass ein persönlicher Service möglich ist. 40 Verbindungen waren in 30 Minuten im Log, auch eine Summit-to-Summit Verbindung zu einem Franzosen. F4JYM/p holte sich gerade die letzten Punkte für seine erste SOTA Mountain Goat, die begehrteste Auszeichnung im Programm.
Mit Blick auf den Fahrplan wurde die Zeit knapp. Wie häufig war ich länger QRV als gedacht. Nun ab zum Bahnhof Rigi-Kulm – noch 6 Minuten bis Zugsabfahrt. Ich müsste zwei Stunden warten, wenn ich den verpassen würde. Also spurtete ich an verblüfften Touristen vorbei auf der Piste zur Station. Eine Minute später fuhr die Bahn ab. Uff, das war knapp.

Eine Winterwanderung als Alternative

Nächstes Ziel war Rigi-Scheidegg. Mit der neuen Luftseilbahn erreicht man den Weiler ab der Bahnstation Kräbel. Wolkenschiffe hüllten mittlerweile einige Bergspitzen in der Nähe ein, so auch die Scheidegg. Die Sonne kämpfte in der Folge mit dieser Nebelhaube. Leider gab es nur noch ganz wenige Lichtblicke.

Auch hier wird der Hauptwanderweg mit der Maschine gewalzt und ist gut zu gehen. Der Aufstieg zum Dossen zweigt im Sattel hinter der Scheidegg ab, hundert Höhenmeter verliert man bis dort. Was würde mich für den restlichen Aufstieg von hundertvierzig Höhenmetern erwarten? Von weitem war schon die schmale Spur zu sehen. Doch dieser Schnee hatte sich noch nicht gesetzt. Mit den Wanderschuhen sank man immer wieder mehr als dreissig Zentimeter ein. Schneeschuhe hatte ich nicht mitnehmen wollen. Das war mir doch zu anstrengend.

Die Aktivierung des Dossens sagte ich kurzerhand ab. Zurück zur Scheidegg? Nein, zu langweilig. Plan B war der Winterwanderweg nach Rigi-Kaltbad. Eine Stunde und fünfzig Minuten gemäss dem pinkfarbenen Wegweiser. Der Weg einwandfrei, alles schön verschneit, tolle Ausblicke und interessante Lichtverhältnisse. Mir war jetzt schon klar: dieser Plan B ist erstklassig!

Der Winterwanderweg zum Kaltbad ist gut zu gehen. Sein Geheimnis ist seine Vergangenheit. Das war früher das Trassee einer Panorama-Bahn vom Kaltbad zur Scheidegg. Eine Pionierleistung von 1874, nur zwei Jahre nach Eröffnung der Vitznau-Rigi-Bahn. Es gab also schon damals Superlative. Profitieren konnte, wer sich das leisten konnte.

Gemütlicher Ausklang

Ab First bis Kaltbad war der Weg etwas matschig. Im Alpina gab es eine gute Gemüsecrèmesuppe, und mit der Luftseilbahn würde ich noch das Schiff in Weggis erreichen. So gab es mit den verschiedensten Verkehrsmitteln einen interessanten Tag. Ein Stück Zuger Kirschtorte und ein Kaffee rundeten den Tag ab.

Kopf gelüftet, Batterie gefüllt. So sieht ein abwechslungsreicher Tagesausflug aus. Funk war dabei. «Du kommst doch heute auch ans Nüsslibankett?». Ja, der Chlaus-Anlass von HB9LU ist dann am Abend auf dem Programm. Urs, HB9GNW, hatte mich gefragt. 59+20 aus Hochdorf. Wer von den Luzernern gibt beim nächsten SOTA-Ausflug auch noch Antwort?

Vy 73 de Markus, HB9DIZ

. . . und ein Blick ins Bilderbuch:

Eine erste Sichtkontrolle am Bahnhof Arth–Goldau. Das sah doch vielversprechend und nicht knifflig aus. Frisch verschneit, schön weiss: gut zu machen am Kulm. Dossen würde man später sehen.

Auf dem Kulm ist im Winter offenbar nichts los. Das Restaurant ist geschlossen, die Attraktion besteht auf den gepfadeten Winterwegen zum Sendeturm auf dem Summit.


Die Sonne versuchte krampfhaft, das schlechte Wetter der vergangenen Tage zu verdrängen. Das braucht wohl noch einen Tag. Aber schöne Stimmungen. Schön beleuchtet halblinks vorne der Dossen.


David und Goliath oben am Summit. Wie gut kann man doch auch mit kleiner Ausrüstung ebenfalls grosses Radio machen! Es braucht nicht viel dazu, wer macht auch noch mit?


Tolle Aussichten ins Flachland. Im Blick der Zugersee. Siehst du den Berggänger aussen? Er ist mit den Schneeschuhen aufgestiegen! Mit dem SOTA-Rucksack wäre mir das zu viel gewesen, hi. Rechts der 10-m-Mast, der sich mit Klettbändern überall anmachen lässt.


Das VZ-Bänkli war für eine Stunde mein Hauptquartier. Den fehlenden Wind habe ich überhaupt nicht vermisst – da ist die Rigi nicht immer sehr funkerfreundlich. Bei starkem Wind ist der Mastfuss der TV/Radio-Antenne ein geschützter Ort, von dem aus sich auf Kurzwelle nicht schlecht funken lässt. 2 m braucht ein Bandfilter, sonst hört man seine Funkpartner nicht.


Eine Endfed lässt sich gut als Inverted-V aufziehen. Links das Röhrchen mit dem Koppler 1:64, um die etwa drei Kiloohm auf unsere fünfzig Ohm anzupassen.


Hier war Endstation für Plan A. Der Neuschnee hatte sich noch zu wenig gesetzt. Ohne Schneeschuhe oder mindestens Gamaschen viel zu anstrengend für ein älteres Semester, hi. Plan B ging gleich rechts weiter: eine Stunde und fünfzig Minuten bis Rigi Kaltbad.


Herrlichen An- und Aussichten. Ein wunderbarer Weg, heute sehr gut zu begehen. Kaum Höhenunterschiede. Früher war dies das Trassee einer Panorama-Bahn.


Einzig der SOTA-Rucksack störte ein wenig, aber den ist sich mein Rücken gewohnt, hi.


Die vielen weiteren schönen Winterbilder erspare ich euch, die müsst ihr selber erleben.


Wichtiger Bestandteil eines schönen Ausflugs ist die Selbstbelohnung. Auf dem Schiff war das nicht schwer: ein Stück Treichlers Zuger Kirschtorte und ein Kaffee. Die Torte war zwar teuer, aber das passte, hi. Die gemütliche Schifffahrt von Weggis zurück nach Luzern rundete den schönen Tag ab.
Der Rest wird nötigenfalls am Nüsslibankett berichtet, hi.